Deutschland - Buenos Aires

05. September 2012 – Erste Fahrversuche in Amerika

Geschafft! Ohne  Agenten haben wir heute unseren Schrank aus dem Hafen Zarate befreit. 1000 Euro hätte die Abwicklung mit einem Agenten gekostet, bezahlt haben wir nun die Hälfte, das hat sich gelohnt!

Noch einmal haben wir uns um entschieden und beschlossen, eine weitere Nacht bei unseren Freunden in Buenos Aires zu verbringen. So fuhren wir vom Hafen Zarate nach Buenos Aires Centrum. Rund 90 Kilometer Abenteuer der speziellen Art. Sechsspurige Autopista, die gern auch mal 8-, oder 9-Spurig benutzt werden sind noch die leichteste Übung. Wir kamen zur Rushhour in die Stadt, wenn schon, denn schon. Kurz gesagt: auf den Straßen gilt das Recht des Stärkeren. Man gewöhnt sich besser schnell ans drängeln, hupen und vorbeiziehen, ansonsten steht man schnell am Straßenrand und kommt keinen Meter weiter. Busse blinken links, obwohl sie an der Haltestelle stehen, Fußgänger gehen nicht bei Grün (außer aus Versehen) und werden einfach durch Hupen zum stehen gebracht und Taxen halten gern mitten auf der Fahrbahn, um Gäste einzusammeln. Dabei herrscht Gelassenheit, Aggression kommt keine auf. Hat man sich daran gewöhnt, bringt es richtig Spaß. Sina saß hinten und beichtete, mehr als einmal Schweißausbrüche gehabt zu haben, ich hatte meine reine Freude.
Der Schrank steht nun halbwegs sicher auf einem Stellplatz und wir hoffen darauf, dass nicht eingebrochen wird. Auf dem Frachter wurde er übrigens durchwühlt, aber kaum etwas entwendet, einige Kleinigkeiten, verschmerzbar.

Wir freuen uns auf morgen und sind aufgeregt. Tomas und Jana mit ihrem Spanisch sind dann fort und wir werden unsere eigenen Sprachkenntnisse auf die Probe stellen können. Die erste Tour auf fremden Straßen liegt vor uns, bis zu den Wasserfällen sind es vielleicht 1400 Kilometer.

Der Passierschein 38A – wieder abgeleitet von Asterix und Obelix. Auf dem Foto seht ihr die stolzen Besitzer – es ist der Abholschein für unseren Schrank, das letzte Dokument, welches einem der Argentinische Zoll übergibt, hart erarbeitet.
 

04. September 2012 - Aufregende Tage im Hafen von Zarate

Morgen soll sie nun endlich beginnen, unsere eigentliche Reise. Wenn alles gut geht, bekommen wir unseren Schrank endlich aus dem Hafen.

Unsere Routenpläne hatten sich in den letzten Tagen bereits geändert: Unsere anfänglichen Pläne, gleich in den Süden Argentiniens aufzubrechen, haben wir zugunsten der Iguazú-Wasserfälle geändert. Sie liegen im Länderdreieck Argentinien-Brasilien-Paraguay, weiter im Norden Argentiniens. Dort werden wir eventuell auch unseren ersten Grenzübertritt bewältigen, denn von der brasilianischen Seite soll es die beste Sicht auf die Fälle geben.

Bereits vor zwei Tagen verbrachten wir den ganzen Tag im Hafen von Zarate, einer heruntergekommenen Kleinstadt, 80 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Wir versuchen, unseren Schrank ohne einen Agenten aus dem Zoll zu bekommen – dies ist ein echtes Abenteuer und nicht einfach. Eine tolle Hilfe sind uns dabei Tomas, der Sohn unseres jetzigen Vermieters und Jana, unserer Mitbewohnerin in unserer Pension – beide sprechen ein perfektes bis gutes Spanisch. Nach knapp drei Stunden hatten wir es, übrigens ohne die Zahlung von Schmiergeld, fast geschafft. Die Zollformalitäten waren gemeistert, ein echter Knackpunkt für viele, die es ohne einen Agenten probieren. Doch dann die Endtäuschung: Trotz vorheriger, mehrmaliger Nachfrage im Hafen wurde uns nicht gesagt, dass die Gebühr für die Reederei direkt in Buenos Aires zu zahlen sei. So saßen wir kurze Zeit später in einem Taxi zurück zum Busbahnhof, erwähnenswert deshalb, da es das erste, wirklich beängstigende Ereignis unserer Reise war. Zu erkennen gab sich der gerufene Taxifahrer durch heftiges Winken und Brüllen – das Taxi war als solches nicht zu erkennen. Ein uralter Kleinwagen in allerschlimmster Verfassung hieß uns willkommen. Wir haben schon viel auf den hiesigen Straßen gesehen, doch ein solches Gefährt toppte alles. Als uns der Fahrer auch noch in einen falschen Stadtteil rüttelte (fahren konnte man es nicht nennen), wähnten wir uns bereits in einem Raubüberfall. Doch weit gefehlt, Tomas machte den Fahrer auf seinen Fehler aufmerksam und dieser brachte uns unsicher an den Busbahnhof zurück. Gegen Abend saßen wir wieder in der 198: Zarate – Buenos Aires. Die Überlandbusse übrigens: Bequem, sicher und sehr beruhigend!

Das fehlende Formular befindet sich nun seit heute in unserem Besitz. Morgen werden wir die 198 wieder besteigen und es erneut versuchen – wünscht uns Glück!
 

P.S.: Ganz bald gibt es auch eine neue Galerie und etwas schönere Bilder, als die bisherigen Urlaubsschnappschüsse. Geplant war es eigentlich heute - doch wir müssen noch packen und unsere Verabschiedung feiern...
 

24. August 2012 - Deutschland – Buenos Aires

6 Uhr. Viel zu früh um aufzustehen. Zumal in einer Stadt in der das Leben frühestens um 10 beginnt. Gefühlt aber ist es schon 11 – noch steckt uns der Jetlag ein bisschen in den Knochen.

Der LT geht an BordSeit der Verschiffung sind einige Wochen vergangen, doch für uns ist die Zeit gerast – wieder so eine Gefühlssache. So richtig konnten wir die Vorfreude gar nicht genießen, zu viel gab es noch zu tun – auch von Aufregung keine Spur. Nun, am zweiten Tag der Reise kommt langsam die Entspannung und macht Platz für echte Gefühle, die mit Blick auf die uns bevorstehende Zeit schon manchmal überwältigend sind.

Bisher hätte unsere Reise nicht besser verlaufen können*. Gut – unsere Mitbewohnerin hatte einen 13 stündigen Direktflug, wir waren ganze 31 Stunden unterwegs. Das schmerzt schon ein bisschen. Doch wir sind sicher angekommen, schliefen im Flieger auf Dreierreihen, bekamen ein Mittag extra, wurden sicher zu Claudio chauffiert und schließlich aufgenommen, als seien wir Teil der Familie.

Claudio ist Argentinier deutscher Abstammung und vermietet eine Wohnung, oben in seinem Haus im Zentrum von Buenos Aires. Eine Stadt, chaotisch, laut, dreckig und überfüllt – mit anderen Worten: interessant, aufregend und schön. Unser Domizil besitzt Dusche, Küche, eine Haustür mit drei Schlössern und eine Dachterrasse mit riesigem Grill – natürlich, wir befinden uns in Argentinien! Hier leben wir nun mit Jana und André zusammen – die eine im Auslandssemester, der andere noch ein bisschen ausgefallener als wir. André startete zu Fuß in Deutschland und blieb schließlich bei Claudio hängen. Wie lange? Das weiß er selbst noch nicht genau.

Wir übrigens auch nicht, denn die Grande San Paolo, mit unserem LT scheint sich nach anfänglichen Verspätungen nun wieder im Zeitplan zu liegen. Beide befinden sie sich bereits im Hafen von Rio de Janeiro und werden bald hier sein. Wie freuen wir uns auf diesen Moment! Dann endet der Urlaub bei Claudio und ein weiterer Teil der Reise beginnt.
 

*Eine Reise soll den Charakter veredeln, daher wollen wir ehrlich sein. Wir sind uns treu geblieben und geben Euch noch etwas Futter, damit ihr auch was zu erzählen habt ;o).

Aufregung eins: „Zu welchem Staat gehört denn Puerto Rico?“

Diese Frage stellte uns der freundliche, mittelamerikanisch aussehende Beamte an der Passkontrolle in Frankfurt. Er, seines Zeichens die letzte Instanz vor dem Einsteigen in den Flieger, hatte offensichtlich Spaß dabei, uns gleich im Anschluss zu erklären, dass dieser Staat die USA seien. „Da benötigen sie die Einreiseerlaubnis ESTA!“. „Aber wir steigen dort doch nur um!“, entgegneten wir mit steigender Nervosität. Auf diesen Satz hatte er gewartet. „Kein ESTA, kein Durchkommen“, flötete er uns entgegen und forderte uns auf zu rennen. „Raus aus dem Sicherheitsbereich, den Gang entlang, die halbe Treppe runter, Fahrstuhl suchen, ab zur Schalterhalle B, ganz durch, Gegenüber des Infostandes, da ist der Schalter 13, dort gibt es das ESTA.“ Für uns klang es wie der Passierschein A38 im Haus das Verrückte macht bei Asterix. „Eine Stunde Zeit, rennen Sie!“. Ich rannte. Wir schafften es. Andere Passagiere blieben zurück.

Aufregung zwei: „Hier sucht ihr Kapitän“

Fluggäste waren allerdings nicht mehr an Bord. Gut, einer schon. Ich. Schon beim Aussteigen in Puerto Rico begann ich mein Handy zu suchen. Vergebens. In der Schlange vor der Passkontrolle dann die Erkenntnis: Es muss noch im Flieger sein. Ein amerikanischer Flughafen: hier wird Sicherheit großgeschrieben. Ein Fluggast, welcher in falscher Richtung durch leere Gänge rennt, die Rolltreppen in entgegengesetzter Richtung bewältigt um dann zum Flieger zu hasten, vor dem sich die Crew bereits versammelt hat – das passt nicht wirklich. Passiert ist allerdings nichts. Freundlich suchten der Kapitän (kein Scherz) und ich die Netze ab. Nichts. Aber der gut gemeinte Tipp, nochmals genau im Handgepäck zu suchen. Ihm sei das auch schon passiert. Das beruhigt und tatsächlich, Handy da, alles gut – noch Fragen ;o) ?